Aufopferungswillige Liebe, ein christliches Anspiel zum Thema Liebe für 8 Personen
Sprecher: In Italien lebten zwei Freunde. Der eine hieß Niros. Er war der Bruder des großen Dionysios. Sie waren in allen Situationen ihres Lebens einfach unzertrennlich. Den tiefen Sinn des Wortes ,,Freundschaft” hatten sie beide begriffen.
Eines Tages hörte der Herrscher Dionysios, dass das Volk behauptete, er sei ein grausamer und fürchterlicher Gebieter, während sein Bruder, Niros, immer freundlich zu jedem sei. Dieser sei immer so barmherzig und sanftmütig. Er sei zwar nicht reich wie Dionysios, doch hätte er viele bereichern können. Dionysios wurde zornig. Er hatte sich bis jetzt für keinen einzigen Menschen richtig erwärmen können. Viele schickte er in die Verbannung und in Gefängnisse. Dies wollte er auch mit seinem Bruder tun.
Dionysios: So eine Frechheit! Das soll er mir büßen. Er soll noch sehen, wer der Stärkere ist. (zu Giovanni) Giovanni, teile meinem Bruder umgehend mit, dass er sofort bei mir zu erscheinen hat.
Giovanni: Zu ihren Diensten, Majestät (geht zu Niros) Ich sollte ihnen von meinem Herrn, dem Herrscher Dionysios, ausrichten, dass er sie sofort sprechen möchte. Sie sollen sofort kommen.
Niros: Was hat er nur? Er verlangt mich doch sonst nicht. Es wird ihm doch hoffentlich nichts passiert sein! (geht zu Dionysios) Hier bin ich. Was wolltest du von mir?
Dionysios: Du zerstörst meine Macht. Du sollst sterben.
Niros: Ich zerstöre deine Macht nicht. Du bist in der letzten Zeit einfach unmöglich. Mit deiner Grobheit und deiner Herzlosigkeit schaffst du dir selbst deine Feinde unter dem Volk. Nein, ich habe den Menschen nie etwas über deine grausame Methode berichtet. Sie selbst haben Verstand genug, das Licht von der Dunkelheit zu unterscheiden und verurteilen deine Handlungsweisen.
Aber nun, Dionysios, muss ich dir noch etwas sagen: Denk an Mutter. Sie ist arm, alt und verlassen. Wenn ich mich nicht immer um sie kümmern würde, wäre sie schon vor Hunger gestorben. Siehst du, die eigene Mutter interessiert dich nicht.
Dionysios: Du sollst sterben!
Niros: Ich bin bereit. Nur einen Wunsch hätte ich vorher noch, den erfülle mir bitte: Gib mir drei Tage Zeit, damit ich mich von meiner Mutter und meinem Freund verabschieden kann.
Dionysios: Wie kann ich sicher gehen, dass du in drei Tage wiederkommst, wenn ich dich jetzt freilasse? Du sollst dem nicht entrinnen, was du verdient hast!
Niros: Ich werde kommen. Ich habe mein Leben in Gottes Hand gelegt, da kann ich nicht anders als mein Versprechen einlösen. Mich soll kein Wetter, weder Sturm noch Schnee oder sonst etwas anderes davon abhalten, zurückkommen.
Dionysios: Dies reicht mir nicht. Du musst mir irgendein wertvolles Pfand, einen Bürgen, geben, damit ich dir glauben kann.
Niros: Also gut, ich lasse dir ein teures Pfand, meinen teuren Freund.
Dionysios: Gut, damit bin ich einverstanden. Nun geh! Bist du nicht rechtzeitig da, so wird dein Freund deine Strafe erhalten.
Sprecher: Dionysios wusste, dass die Beiden unzertrennlich waren und dass sie selbst schwierige Situationen mit einem fröhlichen Gesicht bewältigt hatten.
Also wurde Niros Freund in das Gefängnis des Palastes eingeschlossen. Niros aber begab sich auf den Weg zu seiner Mutter. Endlich, nach vielen Anstrengungen, die ihm die italischen Steppen, Kanäle und Wälder bereiteten, erreichte er das Dorf. Die Mutter war hoch erfreut, ihren geliebten Sohn wiederzusehen. Doch die Stunden eilten nur so dahin, und bald musste der Sohn an den Abschied denken.
Niros: Ich muss jetzt gehen, Mutter. Lebe wohl, vielleicht haben wir uns heute das letzte Mal auf der Erde gesehen.
Mutter: Junge, wie redest du? Was ist mit dir?
Niros: Mir ist nur noch ein halber Tag geblieben. Ich muss mich beeilen, ich darf nicht zu spät kommen, sonst werden sie meinen Freund erbarmungslos hinrichten, denn Dionysios hat mich zum Tode verurteilt.
Mutter: Nein! Wie kann er nur so etwas tun? Sage mir, dass es nicht wahr ist!
Niros: Es ist wahr!
Mutter: Den eigenen Bruder will er umbringen. O Niros, was soll ich nur tun?
Sprecher: Schnell waren die Nachbarn anwesend, denn diese Nachricht verbreitete sich in Windeseile. Niros musste sich gewaltsam der Umarmungen entreißen, immer wieder an seinen Freund denkend.
Und dann brach auch noch plötzlich ein Gewitter aus. Schnell wurden kleine Bäche zu reißenden Strömen. Doch Niros konnte dies nicht zurückhalten. Er war bereit, seinen Freund aus der Todesstunde herauszuretten. Immer wieder schrie er zu Gott.
Niros: Bitte hilf, dass ich rechtzeitig ankomme. Mein Freund soll nicht sterben, der mir zum Bürge blieb. Bitte hilf du mir, gegen den Sturm anzukämpfen.
Sprecher: Und nun stand er vor einem reißenden Fluss, der vor wenigen Stunden noch keinerlei Gefahr geborgen hatte.
Niros: Lieber komme ich in diesen Wellen um, als hier zu warten. Ich muss meinen Freund retten.
Sprecher: Die Strömung trieb ihn noch weiter von seinem Ziele fort, doch gelang es Niros mit großer Mühe, ans Ufer zu kommen. Kaum noch Kräfte besitzend, setze er zu einem Lauf an, als erneut aufgehalten wurde. Einige Männer überfielen ihn.
Hauptmann: Du sollst sterben!
Niros: Ich bin bereit zu sterben, aber nicht hier und jetzt. Ich muss jetzt schnell zum Palast. Dort werde ich noch vor Sonnenaufgang hingerichtet. Lasst mir mein Leben, damit ich meinen Freund retten kann, der für mich in Gewahrsam genommen wurde. Mehr besitze ich nicht, kein einziges Geldstück habe ich in meiner Tasche. (flehend) So lasst mich doch frei, sonst komme ich zu spät und sie richten ihn hin!
Hauptmann: Wenn das wirklich stimmt, was du sagtest, dann verstehe ich dich nicht.
Sprecher: Die Schatten werden immer länger und länger. Es wird immer später und Niros ist im-mer noch nicht am Palast. Seine Gedanken überschlagen sich.
Niros: Nein, jetzt werden sie ihn hinrichten. Wer kann sich das vorstellen!? Das erste mal in meinem Leben habe ich ihn betrogen! Er kann ja nicht wissen, welche Hindernisse mich immer wieder aufhielten. Vielleicht denkt er, ich habe Angst vor dem Tod und habe ihn deshalb dagelassen, damit er stirbt.
Sprecher: Er raffte alle Kräfte zusammen, um durch das Hoftor des Palastes zu laufen. Da, ein Kreuz, und sein Freund war bereits daran befestigt worden. Nur noch ein Augenblick, dann ist die Hinrichtung vollendet. Mit letzter Energie und völlig außer Atem hört man Niros.
Niros: Stop! Hört auf! Ich bin doch jetzt da. Der Sturm hielt mich auf. So hört doch auf. Ich sollte doch sterben!
Sprecher: Dionysios hatte sich immer gefreut, dass es auf der Erde keine Wahrheit, keine Freundschaft und keine Liebe gab und hatte deshalb viele töten lassen. Noch immer war er davon überzeugt gewesen, dass auf der Erde nichts heiliges existierte. Dort steht sein Bruder, verwundet, müde und schiebt alle Leute zur Seite, um nur näher an die Hinrichtungsstelle zu kommen. Dionysios ist erschüttert. Das erste Mal in seinem Leben erfährt er, dass es auf Erden Liebe und Treue gibt.
Dionysios: Und ich als Herrscher der Stadt wusste dies nicht? Ich habe hunderte umgebracht und hätte meine Einstellung auch weiterhin nicht geändert! Wenn ich diese beiden Freunde nicht gesehen hätte, wäre ich ohne das Wissen der Existenz des Aufopferungswillens eines Menschen für den anderen gestorben.
Giovanni: (steht etwas weiter von Dionysios entfernt an der Hinrichtungsstelle) Ich glaube, ich sehe nicht richtig. Ich erkenne unseren Herrn nicht wieder.
Diener: Das gleiche musste ich gerade auch denken. Er ist so ruhig. Hinrichtungen machen ihn doch sonst immer so viel Spaß. Schau doch mal was will er?
Giovanni: Er zeigt, dass wir den Verurteilten vom Kreuz nehmen sollen.
Diener: Das kann ich einfach nicht verstehen. Es ist kaum zu glauben…
Sprecher: Schnell wurde der treue Freund befreit.
Dionysios: Ihr beide, sagt mir bitte, ist es wirklich wahr, dass ihr für den anderen sterben wolltet?
Freund: Ja!
Sprecher: Dass auch Niros Freund bereit zum Sterben war, konnte die Dienerschaft bestätigen. Dieser hatte immer nur eines gebeten.
Freund: So macht doch schneller. Beeilt euch mit der Hinrichtung. sonst kommt er gleich. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass Niros sterben soll. Hoffentlich wird er durch irgendetwas aufgehalten. Zögert nicht so! Macht doch endlich schneller.
Dionysios: (zu den beiden Freunden) Kommt mit mir ins Palast. Ihr seid frei! Ich muss Gott für seine Liebe danken, die er mir – du hast recht Niros – einem grausamen Gebieter, zukommen ließ. Beinahe hätte ich meinen eigenen Bruder getötet. Aber durch euer Handeln hat Gott mir gezeigt, dass sogar echte Wahrheit und Liebe auf Erden existieren. Jetzt werde ich mein Leben nicht mehr schonen. Ich bin bereit, mein Hab und Gut mit den Armen zu teilen. Endlich kann ich mich meinem Volk widmen und auf ihre Schwierigkeiten eingehen. Ich werde an den Gott der Liebe glauben.
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